PSYCHISCHE BEEINTRÄCHTIGUNG
Es ist gar nicht so lange her, dass psychische Störungen insbesondere bei Kindern und Jugendlichen kaum Beachtung fanden. Kinder wurden als umtriebig und disziplinlos beschrieben, wenn sie sich als Schulanfänger nicht ruhig verhalten haben. Auch Jugendliche und Erwachsene wurden als unverlässlich oder negativ bewertet oder stickmatisiert, wenn sie den genormten Erwartungshaltungen nicht entsprachen.
Das Menschen eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) oder eine Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitätsstörung (ADHS) haben, darf nicht zu ungerechtfertigten Aussagen, Handlungen oder Bewertungen führen. Ungerecht bewertet zu werden tut weh und verletzt. Jeder hat das Recht so zu sein wie er ist. Wenn der Körper oder die Psychische nicht den gesellschaftlichen Normen entsprechen, dann muss sich die Gesellschaft an den Menschen anpassen. Die Betroffenen leiden häufig unter diesem Defizit am meisten und benötigen keine andere negative Verstärker.
Allerdings scheint es so, dass es seit kurzen in vielen Fällen die Diagnose zu schnell gestellt wird, weil eine Diagnose viel Kompliziertes einfach erklärt und vieles entschuldigt.
Wie kommt es zu ADHS/ADS
Schwer genau zu sagen, wie es zu ADHS/ADS kommt. Wie so häufig bei psychischen Erkrankungen liegen genetische, biologische und soziale Faktoren zu Grunde. Es gibt sehr gute fachliche Abhandlungen die nachweisen, dass bei Verwandten 1. Grades eine 2-6 fache erhöhte Wahrscheinlichkeit vorliegt an ADHS/ADS zu erkranken. Insbesondere zeigen Studien bei eineiigen Zwillingen, dass signifikant eine große Erkrankung bei beiden Zwillingen an ADHS/ADS vorkommt, wenn ADHS/ADS schon vorliegt. Also spielen die Gene bei der Erklärung der Erkrankung auf jeden Fall eine Rolle.
Auch wird davon ausgegangen, dass es Veränderungen im Neurotransmittersystem gibt. Das Dopamin- und/oder Noradrenalin- und/oder Serotonin-System sollen nicht mehr so funktionieren, wie es gewünscht wäre.
Es wurde aber auch festgestellt, dass kulturelle und soziale Faktoren einen wesentlichen Einfluss auf die Störung haben.
Was unterscheidet ADHS von ADS?
Die Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist gekennzeichnet durch die Aufmerksamkeitsstörung, die motorische Überaktivität (bei Erwachsenden oft auch eine nicht zu erklärende innere Unruhe) und Impulsivität.
Bei der Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) fehlt die pathologisch auffällige Hyperaktivität.
Beiden Störungen ist gemeinsam, dass diese bereits im Kindheitsalter auftreten. Bei vielen „verschwindet“ die Störung wieder, aber ca. 30-50% bleibt diese Krankheit im Erwachsenenalter bestehen.
Bedacht werden muss, dass der größte Teil unseres Verhaltens in der Kindheit geprägt wird und dies unser weiteres Verhalten bis zu unserem Lebensende prägt. Es ist nachvollziehbar, wenn ein Kind immer wieder erlebt und gesagt bekommt, dass es nicht richtig ist, weil es z.B. sehr häufig auffällt, dies als eine Wahrheit der Beschreibung des eigenen Selbst übernimmt. Das Kind und später auch als Erwachsender denkt also immer, es ist nicht richtig, etwas stimmt mit ihm nicht. Das wirkt sich auf das Selbstbild, das Selbstbewusstsein, die Berufswahl und so weiter, aus.
Wie kann ADHS / ADS den Betroffenen beeinflussen
Im Kindesalter unterliegen viele betroffene Kinder dem Druck der hilflosen Erwachsenen und sind damit vielfälltigen Sanktionen ausgesetzt. Schulnoten entsprechen häufig nicht den wirklichen Fähigkeiten des Kindes. Durch die mangelnde Konzentration und den Bewegungsdrang kann es vermehrt zu Unfällen/Verletzungen kommen. Auch neigen Kindern mit ADHS/ADS zu grenzwertigem impulsivem Handeln.
Aufgrund des nichtangepassten und verständnislosen Umfeldes können die Kinder sehr leiden und dadurch wiederum ein Verhalten zeigen, dass gesellschaftlich/familiär nicht akzeptiert wird.
Bei Erwachsenden können sich ebenfalls Symptome zeigen, die als Unaufmerksamkeit, Unverlässlichkeit und Unkonzentriertheit interpretiert werden. Je nach Beruf kann dies sich auf die Arbeitsleistung auswirken. Vermehrt wurden Flüchtigkeitsfehler aber auch Unfälle bei Erwachsenen mit ADHS/ADS festgestellt. Die sozialen Folgen wie erschwerte Aufstiegschancen im Beruf, geringerer Verdienst durch unqualifizierte Berufswahl usw. prägen natürlich auch das Selbstwertgefühl und die Selbstwahrnehmung.
Familiär kann es zu Konflikten und zu Schwierigkeiten in der Kindeserziehung kommen, da das impulsive Handeln irritierend ist. Die Affektregulation und die Desorganisation im Alltag können weitere Schwierigkeiten sein. Wenn dann noch Suchtmittel (unbewusst) zur Selbstbehandlung angewendet werden oder, was nicht selten ist, eine weitere psychische Erkrankung hinzukommt (z.B. Depression, Angststörung, Suchtstörung) sind Beziehungs- und Familienprobleme nicht untypisch. Gerade die Impulsivität stellt eine große Problematik da.
Wie man helfen kann
Bei Kindern und Jugendlichen ist es ganz wichtig, wenn Auffälligkeiten feststellbar sind, sich frühzeitig ärztlichen/psychologischen Rat und Unterstützung zu suchen. Kinder und auch Jugendliche haben noch ein langes Leben vor sich und sie benötigen die besten Startbedingungen um das Leben zu leben.
Medikamente helfen häufig, dass die Symptome abklingen und sind das Mittel der Wahl.
Bei Erwachsenen gilt wie so häufig, bei Leidensdruck sollte gehandelt werden! Auch hier die Empfehlung sich erstmal zu akzeptieren, dass man so ist wie man ist und sich dann schlau machen, wie Änderungen möglich sind. Dabei sollte man sich die Unterstützung hohlen, die notwendig ist und die Maßnahmen zuerst zu probieren, die am wenigsten negative Konsequenzen haben (alles im Leben hat positive und negative Konsequenzen). Da wir das meiste unseres Verhalten und unserer Denkweisen erlernt haben, können wir auch jederzeit anderes Verhalten und andere Denkweisen neu erlernen.